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Testosteron Frau

Testosteron – männliches Hormon für Frauen

Testosteron Fluch oder Segen

Als Frau dominieren uns natürlich die weiblichen Hormone Östrogen und Progesteron. Beide werden zum größten Teil in den Eierstöcken (Ovarien) gebildet.

Aber ohne Testosteron, einem der männlichen Hormone, geht es bei uns wahrhaftig nicht. Testosteron wird ebenfalls in den Ovarien gebildet, aber eben auch in den Nebennieren sowie im Fett-/Muskelgewebe. Insgesamt zirkuliert im Blut von Frauen etwa ein Zehntel der bei Männern üblichen Menge.

Warum der Körper diese „Nebennieren-fall-back-option“ vorsieht, also Geschlechtshormone in dem Organ produziert, welches eigentlich auf Stresshormone spezialisiert ist, erfährst du weiter unten.

Schauen wir uns erstmal die Eigenschaften von Testosteron an.

Welche positiven Eigenschaften bringt mir Testosteron?

  • Gedächtniskraft (Kurzzeitgedächtnis wird gestärkt)
  • gesunder Sexualtrieb
  • positive Einstellung zum Leben
  • generelle Verbesserung des Gemütszustandes
  • fördert Orgasmusfähigkeit
  • fördert die Bildung von Erythrozyten (rote Blutkörperchen) und deren Eisenaufnahme (Missbrauch im Doping)
  • Knochenaufbau
  • vorbeugend gegen Cellulite (verstärkt Spannung und Dicke der Haut – Achtung: Akne inversa)

Welche negativen Eigenschaften bringt mir Testosteron?

  • ausbleibende Menstruation/Eisprung
  • Hirsutismus (Vermehrung der Körperhaare der Frau an Oberlippe, Kinn, Innenseiten der Oberschenkel, Schamregion und aufwärts bis zum Bauchnabel und auf der Brust)
  • Akne
  • Haarausfall
  • Zysten am Eierstock
  • vermehrte Fetteinlagerung
  • Muskelschwund
  • Bluthochdruck
  • Antriebslosigkeit und Unmotiviertheit
  • MACHTlosigkeit
  • Libidoverlust
  • erhöhtes Risiko für Diabetes sowie für Brust- und Gebärmutterhalskrebs

 

Das Testosteron in meinem Zyklus

Mit dem ersten Zyklustag (Einsetzen der Periode) steigt auch der Testosteronwert im Körper an und erreicht seinen Höhepunkt am Tag des Eisprungs. In dieser Zeit ist durch das steigende Testosteron das Verlangen nach Sex am größten. Das ist evolutionär begründet. Wäre doch ein aufwändig vorbereiteter Eisprung ohne Sex nicht zielführend.

In der zweiten Zyklushälfte fällt der Testosteronspiegel bis zur Periode wieder ab. Achtung: In dieser Zeit wird viel vom Testosteron zu Dihydrotestosteron (DHT) umgewandelt, welches die Talgproduktion steuert. Ist sowieso schon je Menge Testosteron und womöglich zusätzlich eine „Schwäche“ in der Verstoffwechslung (Abbau) vorhanden, werden die damit verbundenen Probleme sichtbar. Es entsteht mehr Talg in den Hautdrüsen. Diese verstopfen und bilden einen Nährboden für Bakterien, wodurch kleine Entzündungen bzw. Pickel entstehen, auch die Haarwurzel ist von diesem Vorgang betroffen (Haarausfall).

Setzt im Durchschnitt nach weiteren 14 Tagen die Periode ein, steigt der Testosteronwert wieder an und Frauen beobachten eine Linderung.

Wichtig: Testosteron allein macht noch keinen Pickel oder Haarverlust. Hashimoto-Thyreoiditis oder eine Eisenmangelanämie beispielsweise sind ebenfalls triftige Gründe.

Ob bei erhöhten Androgenen nun mehr davon in Testosteron oder Östrogen umgebaut wird, ist nicht vorherzusehen. Ja, du hast richtig gelesen, Östrogene werden aus den männlichen Vorläuferhormonen gebildet. Das heißt irgendwo auf dem Weg aus DHEA und Androstendion entscheidet sich der Körper für Östrogen oder Testosteron, im besten Falle wäre es gerecht aufgeteilt. Aber wann ist das Leben schon gerecht?!

 

Lass dich testen:

Die Bestimmung der Androgene im Blut ist am besten zwischen dem dritten und fünften Tag und für die Bestimmung von Dihydrotestosteron optimal in der zweiten Zyklushälfte.

Lass am besten alle Androgene kontrollieren. Wie du oben schon gelesen hast, wird Androstendion aus DHEA gebaut und dann folgt Testosteron und weiter Dihydrotestosteron. Somit können hohe DHEA Spiegel dazu führen, dass Frauen zu viel Testosteron haben.

Das Gesamttestosteron besteht zu 40 bis 50 % aus bioaktivem, d. h. Albumin­-gebundenem, Testosteron wie auch SHBG-gebundenem Testosteron (50 bis 60 %) und freiem Testosteron (1 bis 2 %). Achte im Blut auf die Kontrolle des freien Testosterons und auch von SHBG sowie Dihydrotestosteron (falls du zu Akne und Hirsutismus neigst).

Im Speichel kannst du leider nur Testosteron und DHEA testen lassen. Allerdings in den aktiven Formen. Das bedeutet, du bekommst einen Überblick, was auch tatsächlich in der Zelle ankommt. Das Verhältnis lässt sich hier gut auswerten und sollte zwischen Östrogen und Testosteron 1:10 betragen.

Warum dieser Synthese(aufwand)weg. Da scheint sich der Körper aber etwas dabei zu denken, macht er doch nichts „umsonst“.

Werden die Nebennieren zu stark durch Stress angeregt (DHEA steigt) kann eine gleichzeitige Androgen-Ausschüttung angekurbelt werden. Wird der Stress chronisch, sinkt auch das DHEA und ein Mangel an Androgenen kann entstehen. Hier ist liegt der erste Therapieansatz und auch die Ursachenforschung.

Testosteron wird nun auch produziert, wenn die Eierstöcke nicht voll funktionstüchtig sind z. B. nach dem Absetzen der Pille oder in/nach den Wechseljahren. Dadurch kann sich ein sehr belastendes Ungleichgewicht entwickeln (Symptome siehe oben).

 

Testosteronüberschuss

Wie kommt das nochmal zuzstande? Die Zusammenfassung:

  1. ist es eine Auswirkung der fehlenden weiblichen Hormone als Gegengewicht (relative Testosterondominanz)
  2. ist es eine Art „Hilfshormon“ um den Körper bei akuten Stresssituationen – neben Cortisol – zur Seite zu stehen, den Stress zu be- und verarbeiten
  3. du befeuerst es selbst „unbewusst“
  4. du betreibst Leistungssport und ernährst dich vorwiegend proteinreich

Es ist nicht ungewöhnlich, dass Frauen in Karrierepositionen mehr Testosteron bilden, als andere Frauen. Es hängt vom Lebensumfeld ab. Das heißt, ist Frau im Job fast allein unter Männern und/oder muss dort „ihren Mann“ stehen, bekommt der Körper das Signal für die Mehr-Bildung von Testosteron.

Lebst du deine Weiblichkeit vielleicht nicht oder lehnst du deine Periode /dein Zyklus aufgrund von traumatischen Erlebnissen vielleicht sogar ab?

Übrigens es geht auch andersherum: Frauen, die z. B. in einer Frauen-WG wohnen, können sich zur selben Zeit auf eine gemeinsame Menstruation einschwingen, ihre weiblichen Hormonausschüttungen gleichen sich an.

Ich bin überzeugt davon, dass es unsere Aufgabe als Frau ist, unser Dasein im weiblichen Körper anzunehmen und voller Freude zu leben – unabhängig von den Lebenskonzepten.

  

Was hat es mit Leistungssport und Ernährung auf sich?

Hochintensive Intervalle mit Übungen wie Burpees , Squats, Deadlifts oder Sprints haben nachweislich einen beständigen Einfluss auf unseren Testosteronspiegel. Wir können also schon mal festhalten, dass kurze, hochintensive Übungen, die hormonellen Voraussetzungen bieten, um Muskeln aufzubauen, Fett zu verbrennen und somit einen Testosteronüberschuss bewirken.

Testosteron zählt ja zu den „anabolen“ (wie Insulin auch) also zu den aufbauenden Hormonen. Low carb Ernährung heißt meist automatisch high protein Ernährung. Diese – wie ich sie gern bezeichne – „männliche Ernährung“ fördert den Muskelaufbau und damit das Testosteron.

Oder das Intervallfasten. Es hat viele Vorteile, aber eben auch die Steigerung des Testosteronwerts.

Oder wusstest du, dass Haferflocken oder Haferkleie uch den Testosteronspiegel anheben kann.

 

Nach dem Überschuss folgt möglicherweise der Mangel

Wird der Stress chronisch, kehrt sich das Ganze ins Gegenteil. Cortisol und Testosteron nehmen ab und wir sind kaum mehr in der Lage unseren Alltag zu bewältigen.

Chronischer Stress kann außerdem dazu führen, dass die Zellen nicht mehr richtig auf Insulin reagieren. Dies wiederrum kann zu einer Insulinresistenz führen – ein Teufelskreis. Des weiteren kann Stress auch zu einer Abnahme der Schilddrüsenhormone führen, die Stoffwechselaktivität wird dann im ganzen Körper verringert.

Die Nebennieren sind, einfach gesagt, der Ort für unsere Stressverarbeitung und lebensnotwendig. Lebt mein Körper und/oder meine Seele über seine Stressverarbeitungsmöglichkeiten, dann werden die Nebennieren schwächer und können sogar ausbrennen. Die Folge davon – Burn-out – ist bekannt (Adrenal Fatique). Damit geht natürlich auch die Produktion von Testosteron verloren.

 

Testosteron und Wechseljahre

Zu Beginn (durch den Abfall der weiblichen Hormone) der Wechseljahre kommt es häufig zu einer verstärkten Testosteronausschüttung. Darauf folgt ein rapider Abfall. Frauen berichten dann über Unlust auf allen Gebieten, verminderte Leistungsfähigkeit, Muskelabbau, Verlust der Schamhaare, Hauttrockenheit, Hautalterung usw. Frauen in den Wechseljahren laufen durch den Testosteronmangel Gefahr an einer Depression zu erkranken.

Wusstest du das hier über dein „ungeliebtes“ Bauchfett? Es entsteht weil die in dem Fett gespeicherte Energie nur durch ein Zusammenspiel von Adrenalin und Testosteron nachhaltig gelöst und umgewandelt werden kann. Sinkt der Testosteronspiegel der Frau, so ist dieser Prozess behindert. Und wo wird das Adrenalin nochmal gebildet? Richtig, in den Nebennieren. Also schone diese bereits auf dem Weg in deine Wechseljahre.

 

Testosteron und Zink

 Zink ist nach Eisen eines der häufigsten Spurenelemente im menschlichen Körper. Es kann den Testosteronspiegel steigern, da durch Zink ein Enzym zur Bildung von Testosteron angeregt wird. Jedoch reguliert Zink den Testosteronhaushalt, ohne dass das Hormon anschließend im Überschuss vorhanden ist. Eine tolle Eigenschaft. Zink kommt in Lebensmitteln wie Kürbiskernen, Linsen, Haferflocken, Paranüssen und Fleisch vor.
 

Testosteron und die Phytotherapie

Pflanzen wie Sägepalme, Mönchspfeffer, Schlangenwurzel, Lakritz, Pfefferminz und Lavendel können sich positiv auf deine Hormonbalance auswirken.

Folgende Pflanzen enthalten vergleichsweise viele Phytoandrogene (also erhöhen den Testosteronspiegel):

  • Ginseng
  • Brennnesselwurzel
  • Maca
  • Pinienkern-Extrakt
  • Olivenblatt-Extrakt
  • Kiefernpollen
  • Erd-Burzeldorn (Tribulus terrestis)

Testosteron wird (wie alle Hormone) aus Cholesterin hergestellt. Demzufolge kann eine Ernährung mit vielen ungesättigte Fettsäuren die Gesamthormonproduktion begünstigen. Gute Fette findest du in Avocados, Lachs, Nüssen, Samen und hochwertigen Ölen wie Olivenöl.

 

Was hat Testosteron mit Insulinresistenz zu tun (eine wichtige Frage beim Krankheitsbild PCOS)

Die Insulinresistenz führt dazu, dass die Bauchspeicheldrüse zu viel Insulin ausschüttet. Das wiederum regt die Hypophyse zu einer Stimulation des luteinisierenden Hormons (LH) an, das seinerseits zu einer vermehrten Produktion von männlichen Sexualhormonen (Androgene) in den Eierstöcken führt.

Dort wird durch die Insulinresistenz gleichzeitig die Bildung von Progesteron gestört, so dass ein Überschuss an Androgenen entsteht.

„Die Hyperinsulinämie ist ein Promotor der Hyperandrogenämie“.

 

Mein Expertenwissen für dich:

Aromatase ist ein Enzym, das im Fettgewebe produziert wird. Aromatase wandelt Testosteron in Östrogen um, so dass dem Körper weniger Testosteron zur Verfügung steht und eine Östrogendominanz entstehen kann. Da ein hoher Körperfettanteil häufig mit Entzündungen und einer Insulinresistenz einhergeht, spielt die Insulinresistenz somit nicht nur bei Testosteronüberschuss, sondern auch bei Testosteronmangel eine Rolle.

 

Und hier ein paar Antworten auf die häufigste Frage in meiner Praxis: „Wie kann ich Testosteron reduzieren?

  • die weibliche (Hormon)Seite erhöhen
  • Stress reduzieren
  • Sport für mehr Balance
  • Ernährung verändern

=> Insulinausschüttung eindämmen. Lebensmittel, die den Blutzuckerspiegel stark ansteigen zu lassen sind: Vor allem Weißmehlprodukte, raffinierter Zucker, Junk und Fast Food, Säfte und gezuckerte Getränke

=> Lignane zuführen z. B. aus Leinsamen oder Sesamsamen, sie können die Produktion von Östrogen stimulieren und können ebenfalls das freie Testosteron und die Umwandlung in Dihydrotestosteron reduzieren

Bild: Pixabay

 

 

Andrea Mohr

Dieser Beitrag hat 5 Kommentare

    1. Liebe Tina, vielen Dank für Ihre Frage. Die Nebennieren mögen es gerne warm z.B. mit einem Ingwer-Nierenwickel, wenn dies vertragen wird. Sonst gern eine extra Portion heißes Dusch-Wasser morgens auf den Bereich der Nieren. Auch warmes Essen, am besten gleich morgens zum Frühstück, ist eine Wohltat. Es gibt unterstützend so genannte Adaptogene (schauen Sie doch mal in meinem Blog darüber nach), die uns mehr Stressresistenz verleihen. Testosteron erhalten Sie über Kraftsport – was bei einer Nebennierenerschöpfung aber gar nicht gut ist und proteinreiche Ernährung. Hier denke ich eher an pflanzliche Helfer wie Maca oder Ashwagandha. Ich empfehle Ihnen für eine gezielte Zufuhr die Kontrolle Ihrer Hormone im Speichel oder auch ein Cortisol-Tagesprofil, welches Auskunft gibt über die Belastbarkeit der Nebennieren. Alles Gute und viele Grüße Ihre Praxis für Frauengesundheit

  1. Ich bin 73 , kam Im Alter von ca.58 in dieWechseljahre ,hatte nie ein Problem damit. Bis vor 2 Jahren fühlte ich mich topfit und wurde immer für wesentlich jünger gehalten. Plötzlich hatte ich innerhalb von 2 – 3 Monaten eine gravierende ,extrem verstörende Veränderung. Haut und Muskeln wurden schlaff, Haare wuchsen auf Unterarmen, im Genitalbereich , im Gesicht- Bartbereich selbst auf den Zehen ,während sie mir auf dem Kopf ausfallen. Die Testesteronwerte sind im Normalbereich, die Östrogenwerte sehr niedrig,was offenbar normal sein soll in meinem Alter. Die Frauenärztin rät mir jetzt zu Hormonpflaster Estramon conti 30 . Soll ich damit beginnen ? Ich zögere etwas.

    1. Ein herzliches Hallo liebe Ursula. Danke für Ihre offenen Worte. Sie scheinen mit guten Genen ausgestattet zu sein, die Sie mit Ihren Hormonen lange durch die Menopause begleitet haben. Schauen Sie doch einmal zurück, ob es in den letzten Monaten ein starke Belastungsphase für Sie gab. Möglicherweise haben Sie hierfür einiges an Reserven verbraucht. Bei Ihren Beschwerden steht immer die Risiko-Nutzen-Abwägung im Vordergrund. Es gibt auch „lokale“ Möglichkeiten diese in den Griff zu bekommen, wie z.B. Haarentfernung wie IPL, Laser. Muskelaufbautraining und Haarwasser zum Aufbau. Auch eine Vitalstoffzufuhr ist sehr wichtig für Sie, denn im Alter arbeitet der Darm langsamer und kann nicht so gut verwerten. Stellen Sie sich die Frage, wenn Sie nun mit Hormonpflaster anfangen, wie lange wollen Sie die Anwendung fortführen und was dann? Ich hoffe, Ihnen damit ein paar Anregungen gegeben zu haben. Alles Gute für Sie. Ihre Praxis für Frauengesundheit.

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