Skip to content
06196-7796940 info(at)praxis-frauengesundheit.de

Folsäure – ein Mangel mit vielen Gesichtern

 

Die meisten Frauen werden mit Folsäure das erste Mal beim Frauenarzt konfrontiert wenn es um Entwicklungsdefekte des Nervensystems und Herzfehler beim ungeborenen Kind geht. Die Einnahme der Folsäure sollte einige Wochen vor der Schwangerschaft beginnen und bis zu zwölf Wochen nach eingetretener Schwangerschaft fortgesetzt werden. Denn: Der Zeitpunkt der Folsäureeinnahme ist entscheidend. Schon etwa drei Wochen nach der Empfängnis beginnt beim Embryo die Entwicklung des Zentralnervensystems, indem das so genannte Neuralrohr gebildet wird. Entscheidend für eine normale Entwicklung von Rückenmark und Gehirn ist, dass sich das Neuralrohr bis zum Ende der vierten Schwangerschaftswoche vollständig schließt.

Fast immer wurden in diesen Untersuchungen 400 Mikrogramm Folsäure eingenommen, und es zeigte sich, dass diese Menge ausreicht, um die Häufigkeit von Neuralrohrdefekten bei Neugeborenen um 20 bis 60 Prozent zu senken.

 

Das gilt für das Kind und was gilt für uns selbst?

 

Die Folsäure ist in die Gruppe der B- Vitamine einzuordnen und damit an allen körperlichen Wachstums- und Zellteilungsvorgängen beteiligt. Außerdem senkt es den Homocystein-Spiegel, der – zu hoch – als Risikofaktor für Arteriosklerose gilt.

Die Umwandlung erfolgt unter Beteiligung von Vitamin C und Vitamin B 12 sowie Zink (deshalb enthalten die meisten Präparate diese Vitamine als Komplex gleich mit).

 

Warum deckt meine Ernährung den Folsäure-Spiegel nicht ausreichend?

 

Als gute Lieferanten von Folsäure gelten Spinat, Weizenkeime, Eigelb, Broccoli und Rinderleber. In meiner Ausbildung riet einer unserer Dozenten „einmal im Monat in frische Leber gebissen, versorgt dich ausreichend mit Folsäure und Vitamin B12“ – wer’s mag 😉 Tierische Folsäure kann tatsächlich vom Körper besser resorbiert werden, als pflanzliche (hier wird nur ca. 20% verwertet). Vergessen wir nicht die generell hohen Vitaminverluste in unserer Nahrung durch die Lebensmittelverarbeitung, -lagerung und –zubereitung.

 

Also greifen wir bei Bedarf auf synthetische Folsäure zurück. Da gibt es leider noch zwei Haken:

 

1.) die Umwandlung der biologisch aktiven Form der Folsäure (Tetrahydrofolsäure) benötigt bestimmte Enzyme und diese fehlen bei fast jeder 2. Frau.

 

2.) der pH- Wert im Dünndarm muss stimmen. Die Resorption der Folsäure hat ihr Optimum bei einem pH- Wert von 6,0. Bei einem Anstieg >6,3 kommt es zu einem signifikanten Abfall der Resorptionsquote.

 

Ach und da sind sie ja auch wieder – die Energieräuber:

  • Alkohol (verbraucht Folsäure)
  • Medikamente (Antiepileptika, ASS, Colestyramin, Diuretika, orale Kontrazeptiva, Metformin und Methotrexat sowie Antazida (beeinträchtigen die Resorption)

 

 

Wann kommen wir in einen Mangel?

 

Oft: im Alter, im Wachstum, bei Stress, in der Schwangerschaft und Stillzeit, bei Krebs und anderen chronischen Erkrankungen besonders bei Autoimmunopathien und Darmentzündungen, Diabetes, Bluthochdruck, Rheuma…

 

Welche Symptome können auf einen Mangel hinweisen?

 

Allgemeine Erscheinungen:

  • Anämie, Blässe, Schwäche, Vergesslichkeit, depressive Verstimmungen und Reizbarkeit

Organbezogene Erscheinungen:

  • Durchfall
  • Schleimhautrückgang (Verdauungs- und Urogentialtrakt, Entzündungen im Mund
  • Dermatitis, Haarausfall
  • Reduzierte Immunabwehr
  • Polyneuropathien, Depressionen, Alzheimer

 

Liegt der Verdacht einer Folsäuremangelversorgung vor, empfehle ich die Bestimmung des Mikronährstoffstatus in meiner Praxis.

 

Prophylaktisch ist die Einnahme in der Familienplanung, bei Medikamenteneinnahmen (auch zur Senkung der Nebenwirkungen, besonders bei Chemotherapien), nach Operationen, in der Rekonvaleszenz und bei Menschen mit hohem Arterioskleroserisiko ratsam.

 

Die Präparate gibt es in Tabletten und Tropfenform. Ich bevorzuge die Injektion für die beste Resorption.

 

Es wird schon überlegt (wie in anderen Ländern), Speisesalz automatisch mit Folsäure anzureichern, wie das Jodsalz. Ich behandele stets nach dem Grundsatz: „So viel wie nötig und so wenig wie möglich.“

 

Andrea Mohr

Dieser Beitrag hat 0 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

An den Anfang scrollen