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Die Frau als Mimose? Oder warum wir seelisch anders leiden als Männer.

Kürzlich im Unterricht an der Heilpraktikerschule übten wir für die Amtsarztprüfung.

Gerne werden dort Fragen zu der geschlechtlichen Verteilung bei Erkrankungen gestellt.

 

Es ist uns aufgefallen, dass bei fast allen psychischen Erkrankungen die Frauen die Hitliste anführen. Leiden Frauen anders? Als Frau sage ich klar “ja“ und als Heilpraktikerin für Frauengesundheit bestätigt sich dieses „Ja“ täglich in der Praxis.

 

Frauen sind führend in: Angstsyndrome, psychosomatische Störungen (vegetative Labilität), Depression, Zwangsstörungen und Essstörungen.

 

Die schizophrenen und manischen Erkrankungen sind geschlechterspezifisch ausgeglichen. Die Männer dominieren bei Suchterkrankungen.

 

 

Frauen sind in der Tat nicht nur häufiger betroffen, sie suchen aber auch eher Hilfe und zeigen vor allem ein stärkeres Interesse an der Gesundheit und entsprechenden vorbeugenden und therapeutischen Maßnahmen.

 

Und obwohl sie gesundheitsbewusster leben, auch was Ernährung und Prävention betrifft, sie haben weniger Unfälle, sind selten in Gewalttätigkeit oder Kriminalität verstrickt; dennoch erkrankt die Seele häufiger. Sie verbrauchen mehr Schlaf-, Schmerz- und Beruhigungsmittel.

 

Wir suchten nach Antworten:

 

Ist es Stress?

Dafür:

Schlechtere soziale Situation der Frau (geringere Aus- und Weiterbildungsmöglich-keiten, geringere beruflicher Status und Einkommen).

Dagegen:

Die Geschlechterunterschiede zeigen sich auch in jeden sozialen Schichten, in denen Frauen nicht benachteiligt sind.

 

Hat es was mit Bewältigungsstrategien zu tun?

Dafür:

Frauen sollen nach belastenden Situationen eher in Resignation, fast lähmender Miss-Stimmung verharren. Dadurch wird der Zustand einbetoniert und die negativen Konsequenzen verlängert.

Dagegen:

Männer reagieren in diesen Situationen leichter nach dem Muster: Alkohol lässt vergessen.

Das Vulnerabilitäts-Stress-Modell gibt Aufschluss über die Verletzlichkeit eines Menschen und die damit zusammenhängende Anfälligkeit an einer psychischen Krankheit zu leiden.

 

Liegt es an der Expressivität?

Dafür:

Frauen gehen mit negativen und positiven Gefühlen offener und lebhafter um, sie verspüren eine starke innere Beteiligung, um. Frauen haben sogar hierfür einen größeren Wortschatz zur Verfügung.

Dagegen:

Frauen fühlen sich nicht schlechter als Männer, aber sie reden oder klagen mehr darüber. Ist das auch ein Grund dafür, dass Männer in Bezug auf Depressionen kaum eine Chance auf Entdeckung dieser haben, weil sie stumm leiden?

 

Bekannt ist (leider), dass Sterbefälle nach Suizidversuchen bei Männern häufiger als bei Frauen sind (Frauen unternehmen jedoch mehr Versuche).

 

Oder wieder mal der(die) berühmte(n) biologische(n) Unterschied(e)?

Beim weiblichen Geschlecht lassen sich rascher neurophysiologische Stressreaktionen auslösen. Das heißt Männer haben eine größere Stresstoleranz.

Männer- und Frauenhirne unterscheiden sich auch hinsichtlich eines zentralen Neurotransmitters, des Serotonins. Denn Männer können den Botenstoff besser herstellen als Frauen.

Sicher trägt der weibliche Hormonhaushalt einen großen Teil zu den Fakten bei.

 

Und vergessen wir die Erziehung nicht!

Betrachten wir die erhebliche Rollenkonflikte durch die – oft miteinander konkurrierenden – Aufgaben, Positionen, Verpflichtungen.

 

Schon Mädchen zwischen 13 und 16 Jahren leiden häufig unter Kopf- und Rückenschmerzen sowie Niedergeschlagenheit und Lustlosigkeit. Also fühlen sich Mädchen in diesem Alter körperlich und seelischer weniger wohl als Jungen.

Aus psychiatrischer Erfahrung weiß man, dass ängstliche Kinder im Alter ein erhöhtes Risiko zeigen, an Depressionen zu erkranken.

 

In sogenannten High Expressed Emotion Families“* entwickeln sich bei Kindern mangelnde Strategien für die Bewältigung von Belastungen und Verlusterlebnissen. Die wichtigsten Charaktereigenschaften, die wir bei unseren Kindern stärker fördern müssen sind: Selbstachtung, kein übermäßiger Perfektionismus, Selbstbewusstsein, sich nicht als Opfer der Lebensumstände zu fühlen. „Es ist wichtig, für seine Träume ein paar Kämpfe durchzustehen – nicht als Opfer, sondern als Abenteurer.“ Paulo Coelho

 

Last but not least: Die Belastungsaspekte wie seelischer und körperlicher (vor allem sexueller) Missbrauch, Gewalt usw.

 

Sie können auch heute noch ihre persönlichen Bewältigungsstrategien erlernen: Wie ist mein gedankliche Umgang mit den Belastungen? Im ganzheitlichen Konzept unterstützend mit den wertvollen Pflanzen der Naturheilkunde. Auch ich wähle geschlechterspezifische Pflanzen oder Blüten bei psychischen Störungen.

 

Denn wie wir Ereignisse gedanklich verarbeiten, entscheidet, wie wir uns fühlen und verhalten. Schon vor 2000 Jahren sagten die Stoiker: „Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern unsere Sicht der Dinge.“

 

* High-Expressed-Emotions (HEE) bedeutet, dass die Familienangehörigen gegenüber dem Kind (Erkankten) übermäßig häufig Kritik äußern, Feindseligkeiten zeigen oder von einem emotionalen Überengagement gekennzeichnet sind

 

Quellen: Cécile Ernst: Geschlechtsunterschiede bei psychischen Erkrankungen und A. Riecher-Rössler, A. Rohde (Hrsg.): Psychische Erkrankungen bei Frauen.

Andrea Mohr

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