Du wirst deinen (Pilz-)Untermieter nicht mehr los? Nicht nur im Sommer gerät unser - meistens…
Chlamydien – die (un)heimlichen Bakterien
Sprechen wir über das Thema Geschlechtskrankheiten. Ein Tabuthema? Warum? Weil Krankheit nicht zu einem unbeschwerten freien Sexualleben passt? Doch gerade, denn ja nur in Gesundheit können wir ein unbeschwertes Leben genießen.
Geschlechtskrankheiten sind wieder auf dem Vormarsch. Die Zahl der neuen Syphilis-Fälle steigt stetig, meldet das Robert-Koch-Institut. 6824 Neuansteckungen, bei HIV waren es im vergangenen Jahr „nur“ 3678. Aber sprechen wir an dieser Stelle über Chlamydien und einer Neuinfektionsrate von 250.000 – 300.000 jährlich. Chlamydien kennen Sie gar nicht? Dann gehören Sie (leider) zu den meisten Deutschen.
Tückisch sind Erkrankungen, die kaum Symptome zeigen, wie z.B. durch Papillomaviren und (leider auch auf dem Vormarsch) Gonokokken (Tripper) und eben Chlamydien trachomatis. Möglicherweise kann es zu Juckreiz, Brennen, Ausfluss (je nach Sexpraktiken auch aus dem Po) und Schmerzen beim Sex oder im Unterleib führen, muss aber nicht. Harmlos? Viele warten bei diesen Beschwerden erst mal ab. Und das trifft gerade auf Frauen zu. Man sagt, vier von fünf Frauen bemerken anfangs nichts.
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Eine für die Erreger typische Krankheitsform ist die unspezifische Entzündung des Gebärmutterhalses und ggfs. ein veränderter PAP-Abstrich, ähnlich einer Infektion mit Papillomaviren.
Unbemerkt aber können Spätfolgen entstehen wie:
- Schmerzhafte Verwachsungen im Unterleib
- Immunschwäche mit Müdigkeit
- Chronische Entzündungen
- Und sogar Unfruchtbarkeit
- Wissenschaftler vermuten sogar eine Begünstigung von Eierstockkrebs
- Eine Infektion in der Schwangerschaft kann eine Fehl-/Frühgeburt auslösen und ggfs. bei Geburt das Baby anstecken (Folge sind schwere Erkrankungen an Augen und Lunge)
Ein gesundes Immunsystem kann das Chlamydien-Bakterium eliminieren, ansonsten muss ein Antibiotikum her.
Übrigens können auch Männer durch Chlamydien unfruchtbar werden.
Je nach Schwachorgan bzw. genetischer Disposition können darüber hinaus verschiedene chronische Krankheiten entstehen. An erster Stelle stehen aufgrund der anatomischen Nachbarschaft rezidivierende Beschwerden von Blase und Darm. An zweiter Stelle dann über den Blutweg Erkrankungen von Pankreas und Leber. Durch Oralsex kann es auch zu einer Infektion über den Mund kommen, die Erreger machen es sich dann gern in Lunge und Bronchien bequem.
Viele meiner Patientinnen schauen erstaunt, wenn ich Sie im Gespräch nach einer möglichen Chlamydien-Infektion frage. Denn zwischen Ansteckung und auftretenden Symptomen können Monate vergehen. Viele der Betroffenen haben bereits einen langen Leidensweg hinter sich wenn sie zu mir kommen, mit falsch diagnostizierten und therapierten Pilzinfektionen oder Blasenentzündungen, ständigen HNO-Infekten und zum Schluss bleibt nur noch die psychosomatische Diagnose.
Junge Frauen unterliegen generell einem höheren Infektionsrisiko mit sexuell übertragbaren Krankheitserregern. Warum ist das so?
1.) Chlamydien haften bevorzugt an einer bestimmten Art von Zellen der Schleimhautoberfläche, dem so genannten Zylinderepithel. Ihnen bietet der junge Muttermund ein besonders günstiges Milieu. Denn aufgrund der Östrogendominanz in den ersten Jahren der Geschlechtsreife bildet sich dort in den meisten Fällen eine große Anzahl der genannten Hautzellen. Mit den Jahren bilden sich diese um in ein Plattenepithel. Dieses schützt reifere Frauen indem das Plattenepithel den Bakterien weniger Angriffsfläche bietet.
2.) Mädchen wählen für “das erste Mal” einen Partner, der älter/erfahrener ist als sie selbst. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit für eine Chlamydien-Infektion zusätzlich.
3.) Ich habe die Erfahrung in der Praxis gemacht, dass Frauen, die die Pille nehmen, häufiger an Chlamydien-Infektionen leiden. Wieder kommen die Hormone ins Spiel, die unser Scheidenmilieu negativ verändern. Viele von Ihnen kennen das Problem – unter der Pille kommt es vermehrt zu Pilzinfektionen.
Interessant ist auch, dass die lokale Immunabwehr nach Kontakt mit Fremdkeimen durch Geschlechtsverkehr erst allmählich reift. Der Körper muss erst lernen.
Seit Jahren können sich Frauen bis 25 Jahren kostenlos auf Chlamydien testen lassen. Eine Urinprobe beim Frauenarzt genügt, die Krankenkasse zahlt. Aber nur wenige nehmen dieses Angebot wahr. Fragen Sie zukünftig aktiv danach. Zeigen Sie sich aufgeklärt. Auch die Älteren unter uns, können bei Verdacht diese Untersuchungen „aus eigener Tasche“ freiwillig bezahlen.
Verdächtigen Sie bei einem positiven Testergebnis ihren Partner nicht automatisch der Untreue. Wie oben erwähnt schlummert der Erreger möglicherweise lange Zeit im Körper. Allerdings ist eine Behandlung beider Partner nötig, bis diese abgeschlossen ist, sollte auf Sex verzichtet werden.
Und: Die Erreger tummeln sich in Körperflüssigkeiten – zum Beispiel in Spermien, im Urin, im Speichel und sogar in den Augen. Aber alle engen körperlichen Kontakte können zur Übertragung von Erregern führen. Dazu gehören auch Fingerspiele und Sexspielzeuge. Schützen Sie sich, denn nur gesund macht Sex dauerhaft Spaß.
Hallo, ich hätte Cin 2 das würde weg gelasert, da im Scheidenbereich es schlecht heilt, meine Frage “Darf ich mit Sitz- ad oder Dampfbäder nachhelfen?”. Ich lass von ober herrab nach dem Stuhlgang eine Wasserdusche mit Kamille laufen und soll anschließend immer föhnen… Sitzen tu ich auf einen schwimmreifen
Liebe Viola, danke für deine offene Frage. Ein Dampfbad erreicht auch den innerlichen Intimbereich. Bei vielen Frauen trocknet Kamille sehr aus. Ich empfehle zur Heilung immer gern Ringelblume und Taubnesselkraut. Die Lasertherapie wird m.E. am Muttermund vorgenommen, daher kann es auch hilfreich sein, ein Zäpfchen einzuführen mit heilenden Kräutern. Alles Gute
Liebe Frau Mohr,
ich (damals 34) hatte mich im Sep/2021 mit Chlamydien infiziert. 2,5 Wochen nach der Infektion hatte ich an einem Tag, an dem ich sehr wenig getrunken hatte, ein unangenehmes Brennen beim Wasserlassen. Nachdem ich viel getrunken hatte, verschwand dies aber wieder. Nach weiteren 1,5 Wochen wiederholte sich der Zusammenhang. Das alles kam mir aber seltsam vor, so dass ich dann sofort zum Urologen gegangen bin, wo Chlamydien festgestellt wurden. 4,5 Wochen nach der Infektion begann dann die Antibiotika-Therapie, beim Kontrolltermin war dann auch alles wieder ok. Andere Beschwerden außer das Brennen beim Wasserlassen hatte ich keine.
Und falls dies von Bedeutung sein sollte: 15 Jahre zuvor hatte ich schon mal Chlamydien, wahrscheinlich aber über längere Zeit, da sie nur ein Zufallsbefund bei der jährlichen Routineuntersuchung waren. Damals haben die Bakterien offensichtlich keinen Schaden angerichtet, weil ich danach ohne Probleme erfreulicherweise 2mal sehr schnell schwanger geworden bin.
Jetzt die eigentliche Frage: Meinen Sie, dass in den 4,5 Wochen von der Infektion bis zum Behandlungsbeginn die Eileiter angegriffen wurden? Können diese Bakterien denn so schnell bis zu den Eileitern aufsteigen? Ich wünsche mir nämlich sehnlichst ein 3.Kind.
Vielen Dank für Ihre Antwort!
Liebe Frau H., Chlamydien gehören zu den am häufigsten sexuell übertragenen Krankheitserregern. Unbehandelt können sie bei Frauen und Männern zu Unfruchtbarkeit führen. Sie werden vor allem durch ungeschützten Geschlechtsverkehr verbreitet, lassen sich aber mit Antibiotika gut behandeln. Am häufigsten infizieren die Krankheitserreger die Harnwege und Geschlechtsorgane. Wie auch bei Ihnen. Zur Diagnostik: Mithilfe einer Blutprobe wird festgestellt, ob sich Antikörper gegen Chlamydien gebildet haben. Bei einer akuten Infektion dauert es einige Wochen, bis das Immunsystem Antikörper produziert. Auch ein positiver Befund kann nicht beweisen, ob die Infektion akut ist oder bereits einige Zeit zurückliegt. Ein Antikörper-Test kann aber helfen, die Ursachen für eine mögliche Unfruchtbarkeit einzugrenzen. Vor allen Dingen ist es wichtig, dass auch der/die Sexualpartner:in mitgetestet wird, damit es nicht zu einem “Ping-Pong-Effekt” kommt. Die Inkubationszeit von Chlamydien beträgt 1-3 Wochen, in einigen Fällen sogar bis 6 Wochen. Da viele Infektionen häufig asymptomatisch bleiben, werden sie von Frauen in etwa 80 % der Fälle nicht bemerkt. Typisch ist daher der chronisch-schleichende Verlauf. Ich wünsche Ihnen für die Kinderwunschplanung alles Gute.