Ernährung in den Wechseljahren: Ab 40 schenken wir unserer Ernährung besser etwas mehr Aufmerksamkeit. Die…

Der Frust mit der Lust – Libido in den Wechseljahren
Ein weitverbreitetes Tabuthema: Libidomangel oder sexuelle Unlust bei Frauen in den Wechseljahren.
Libidomangel bei Frauen ist ein komplexes Problem, das sowohl körperliche als auch psychische Ursachen haben kann. Dieser Beitrag beleuchtet die wichtigsten Faktoren wie Hormone und eigene Bedürfnisse, die die Libido beeinflussen. Am Ende werden pflanzliche Therapiemöglichkeiten vorgestellt.
In Teil 1 erfährst du mehr über die Hormone, während wir in Teil 2 ins Gehirn blicken. Im wichtigen Teil 3 geht es um die körperlichen Veränderungen und die eigene Wahrnehmung. In Teil 4 runden wir das Thema mit ein paar Tipps und pflanzlichen Helfern ab.
Auch schon vor den Wechseljahren, berichten viele Frauen von regelmäßigen Schwankungen der Libido im Rahmen des Menstruationszyklus (vor allen Dingen in der zweiten Zyklusphase, wenn Progesteron ausgeschüttet wird. Es hat in der Regel eine dämpfende Wirkung auf das sexuelle Verlangen bei Frauen). Das ist evolutionär bedingt. Die Lust gilt als „Topping“ für den Fortpflanzungstrieb. Sie kommt genau zu der Zeit, an der eine Befruchtung am wahrscheinlichsten ist – nämlich wenn der Östrogenspiegel am höchsten ist – also vor dem Eisprung. Es ist auch die Zeit, in der sich Frauen attraktiver und leistungsfähiger fühlen. Dieser Fakt beantwortet uns schon die Frage, warum uns in den Wechseljahren die Lust verloren geht und im schlimmsten Fall sogar dauerhaft. Ohne Eisprung keine Fortpflanzung. Übrigens beklagen auch Frauen den Libidoverlust unter der hormonellen Verhütung (merkt vielleicht der Körper, dass hier der Eisprung synthetisch unterdrückt wird und eine Schwangerschaft unmöglich ist?).
„Es könnte doch so schön sein“, beschreibt eine meiner Patientinnen die Lage, „endlich müssen wir uns nicht mehr um die Verhütung kümmern, die Kinder sind aus dem Haus, keine Angst mehr vor unangenehmen Störungen, wir könnten den ganzen Tag nackt im Haus rumlaufen. Aber was ist der Fall? Das Bett bleibt kalt“.
Dazu müssen wir verstehen, dass neben den Hormonen vor allen Dingen unser Gehirn der Dirigent der Lust ist! Alles Begehren entsteht hier.
Teil 1: Die Hormone/Neurotransmitter und ihre Rolle im sexuellen Lustempfinden
a.) Die Sexualhormone
Östrogenmangel: Häufig in den Wechseljahren, vor allen Dingen, wenn die Periode schon länger ausgeblieben ist. Niedrige Östrogenspiegel (insbesondere Östriol) können zu vaginaler Trockenheit und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr führen, was das sexuelle Verlangen zusätzlich mindert.
Testosteronmangel: Obwohl Testosteron bei Frauen nur in geringeren Mengen vorkommt, spielt es eine wichtige Rolle für die Libido. Ein Mangel kann durch hormonelle Verhütungsmittel oder eben die Menopause entstehen. Muskelaufbau und proteinreiche Ernährung kann den Spiegel natürlich anheben.
b.) Der Neurotransmitter Dopamin
Das dopaminerge System spielt eine zentrale Rolle bei der Steuerung der Libido und des sexuellen Verlangens.
So funktioniert es:
- Das Belohnungssystem im Gehirn wird aktiviert. Es vermittelt unter Dopamin das Gefühle der Freude und Belohnung, die mit sexuellen Aktivitäten verbunden sind. Diese Freisetzung macht sexuelle Aktivitäten lohnend und motiviert dazu, sie erneut auszuführen
- Während sexueller Erregung und beim Orgasmus wird Dopamin ausgeschüttet. Dies verstärkt das positive Erlebnis und fördert die sexuelle Motivation
- Dopamin interagiert mit anderen Hormonen wie Testosteron, das ebenfalls die Libido beeinflusst. Ein hoher Dopaminspiegel kann die Wirkung von Testosteron auf den Sexualtrieb verstärken
Achtung: Ein erhöhter Prolaktinspiegel wirkt hemmend auf die Libido. Prolaktin ist das „Milchbildungs-Hormon“ und wird während der Stillzeit ausgeschüttet. Es hemmt hier den Menstruationszyklus – an Lust nicht zu denken (evolutionsbedingt). Aber auch der Stress kann bei uns zu einem erhöhten Prolaktinspiegel führen ganz ohne Stillzeit…
c.) Das Stresshormon Cortisol
Stress aktiviert das sympathische Nervensystem und führt zur Ausschüttung von Stresshormonen wie Cortisol und Adrenalin. Diese physiologischen Veränderungen können die Libido direkt beeinträchtigen:
- Erhöhte Cortisolspiegel hemmen die Produktion von Sexualhormonen wie Testosteron und Östrogen
- Die Aktivierung des Stresssystems lenkt Energie und Aufmerksamkeit von sexuellen Funktionen ab
- Ungelöste Konflikte und mangelnde emotionale Bindung können sich direkt auf das sexuelle Verlangen auswirken
- Kommunikationsprobleme und fehlendes Vertrauen können zu einem Rückzug aus dem Sexualleben führen
Teil 2 – Das geht im Gehirn ab
- Das Gehirn bewertet reizvolle Berührungen, generiert erotische Fantasien und steuert die Hormonproduktion.
- Zwei Hirnbereiche, der Nucleus accumbens und der Nucleus caudatus, werden bei sexueller Erregung aktiviert und regulieren Motivation und Lust.
- Der Hypothalamus spielt eine zentrale Rolle bei der Steuerung sexueller Funktionen. Er stellt eine Verbindung zwischen Nervensystem und Hormonen her.
- Studien zeigen, dass bei sexueller Erregung Hirnareale aktiviert werden, die mit Sprachverstehen und Selbstgesprächen zusammenhängen, was auf eine intensive kognitive Verarbeitung hindeutet
- Sexualhormone wie Östrogen und Testosteron gelangen über das Blut ins Gehirn und verändern dort die Wahrnehmung, was zu Erregung führt
- Das sexuelle Verlangen stimuliert Areale, die Gefühle verarbeiten und Motivation / Belohnung (Dopamin siehe unten)
Teil 3: Die Frau und ihre Körperwahrnehmung
Ein negatives Körperbild und ein geringes Selbstwertgefühl können zu einer verminderten Libido führen.
Mehr als die Hälfte der Frauen fühlen sich in den Wechseljahren oder danach von der Gesellschaft „abgewertet“ oder bereits zum „alten Eisen“ zählend. Die gesellschaftlichen Vorstellungen von Jugendlichkeit und Attraktivität erschweren es Frauen in den Wechseljahren, eine positive Einstellung zu den natürlichen Veränderungen ihres Körpers zu entwickeln.
In einer Clusteranalyse (Beate Schultz-Zehden*) fanden sich folgende vier Körperkonzepte:
- Körperakzeptanz ja => wenige klimakterische Beschwerden
- Körperunsicherheit
- Der gekränkte Körper
- Der Körper als Last
Die Frau wird während ihrer gesamten Lebensspanne immer wieder mit Körperlichkeit (Veränderungen) konfrontiert (stärker als der Mann).
Dennoch können in den Wechseljahren die körperlichen Veränderungen große Unsicherheiten auslösen, die sich psychisch niederschlagen. So zeigt der weibliche Körper nach „Außen“, dass er sich im Wandel befindet, wie unschwer an Hitzewallungen zu erkennen ist.
Viele Frauen erleben Gefühle der Verunsicherung und des Zweifels, da die neue Zeit ungewohnt und manchmal beunruhigend scheint.
Körperliche Veränderungen, die zu Beschwerden führen:
- Trockene Vagina / Harnwegsbeschwerden 30-34 %
- Leistungsminderung 68 %
- Schlafstörungen 63 %
- Hitzewallungen 58 % (sehr schwer 29 %)
- Gelenkbeschwerden 32% (von allen genannten als sehr schwer eingestuft)
- Depressive Stimmung 48 %
- Rückgang der Libido 57 %
- Rückgang sexueller Aktivitäten (30 % leicht, 18 % mittel, 10 % stark ausgeprägt)
Weitere Gründe für den Rückgang sexueller Aktivität
- Abnutzung in der Partnerschaft (Versandung)
- Sichtbare körperliche Alterserscheinungen erhöhen die Schamhaftigkeit und hemmen die Lust
- Internalisierte Wertvorstellungen (Sex ist nur was für junge Frauen)
- Psychische Erkrankungen wie Depressionen
- Medikamente wie Blutdrucksenker
Frauen äußern den Wunsch: „angesehen“ zu bleiben sowie „schön-sein-müssen“ nicht mit „jung-sein-müssen“ gleichzusetzen!
- Arbeite an irrationalen Denkmustern (z. B. Das Streben nach unerreichbaren Idealen: Medien und Gesellschaft propagieren unrealistische Schönheitsstandards)
- Nimm den Körper an und wertschätze ihn, steigere dein Selbstwertgefühl
- Wir war deine Erziehung? Eher antisexuell? Welches Rollenvorbild zeigte dir deine Mutter/Oma?
- Gibt es traumatische Erfahrungen?
Teil 4 – Die pflanzliche Mittel als sanfte Unterstützung bei Libidomangel
Die Phytotherapie ist vor allen Dingen ausgerichtet, um Energie zu steigern und anzuregen, aber der wirkliche Schalter muss im Kopf umgelegt werden.
- Schisandra – Eine Beere aus der chinesischen Medizin, die für ihre anregende Wirkung bekannt ist
- Maca-Wurzel – Fördert das sexuelle Verlangen und kann auch durch Antidepressiva verursachte sexuelle Funktionsstörungen verbessern
- Tribulus terrestris – Unterstützt den Testosteronspiegel und steigert nachweislich die Libido bei Frauen
- Shatavari – Ein ayurvedisches Kraut, das traditionell zur Förderung der Weiblichkeit und sexuellen Lust eingesetzt wird
- Safran – Wirkt stimulierend auf das sexuelle Verlangen
- Omega-7-reiches Sanddornöl oder Granatapfelkernöl – Lindert vaginale Trockenheit und verbessert das Wohlbefinden beim Geschlechtsverkehr. Ich berate auch zu dem Hormon Estriol, mit dem ich gute und sichere Erfahrungen gemacht habe.
Zusammenfassung:
„Wenn wir eine sexuelle Selbstermächtigung haben und verstehen, wie unser Körper funktioniert, dann macht das etwas mit unserem Geist, Selbstverständnis und Selbstbewusstsein“ Autor unbekannt
1.) Offene Kommunikation (Vorlieben, Abneigungen spiegeln)
2.) Mehr Feuchtigkeit (Gleitgele, Hormone wie Estriol, Phytotherapeutika)
3.) Übung macht die Meisterin
4.) Professionelle Beratung (z. B. Sexualtherapie oder Vaginale Lasertherapie)
Nimm diese Punkte mit für einen Neustart:
- Intimität aufbauen
- Selbstfürsorge
- Sexuellen Tagträumen nachgeben
- Zeit einplanen
- „Use it or lose it“ – Die Vagina ist ein Muskel – trainiere den Beckenboden
Meine Buchempfehlung von Astrid Scheuermann “Powerzentrum Beckenboden“
Am 8. April 2025 spreche ich mit Zimply Natural online zu diesem Thema. Du kannst dich kostenlos anmelden
https://www.zimplynatural.com/de/webinare/lets-talk-lustlos-ursachen-und-natuerliche-behandlungsmoeglichkeiten-bei-libido-mangel/
Komm zu mir in die Praxis mit deinen Themen. Wir schauen uns Labortestungen an, nutzen die Kraft der Pflanzen und sprechen auf Augenhöhe in vertrauensvoller Umgebung mit viel Zeit.
*) Lust, Leid, Lebensqualität von Frauen heute: Ergebnisse der deutschen Kohortenstudie zur Frauengesundheit Taschenbuch – von Beate Schultz-Zehden
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